Wie aus dem Parteirevolutionär Josef Cap der Ausputzer des Bundeskanzlers wurde.
Vom Revoluzzer der ersten Tage ist wenig übrig geblieben. 1982 stellt Cap dem damaligen burgenländischen SP-Landeshauptmann Theodor Kery seine berühmten drei Fragen: “Stimmt es, dass dein Einkommen wirklich um so vieles größer ist als das Einkommen des Bundeskanzlers? Stimmt es, dass du trotzdem verbilligten Strom beziehst? Stimmt es, dass du gerne mit Maschinen-Pistolen schießt?“, und durch diese Aufmüpfigkeit gegen das Parteiestablishment wird er schlagartig der Star der jungen Linken. Bis heute geht das Gerücht, Kreisky höchstselbst hätte Cap angestiftet, doch Cap fliegt gegen den Willen des Parteichefs aus dem SPÖ Parteivorstand. Im selben Jahr sagt Bruno Kreisky, er stimme zwar in fast keiner Frage mit Cap überein, dieser sei aber ”ein ganz begabter Mann und ein intelligenter Mensch, mit dem es sich lohnt, zu streiten”. Danach formieren sich mehrere Komittees rund um Cap und rufen zu seiner Wahl für den Nationalrat auf. Völlig unerwartet schafft er tatsächlich das Grundmandat in Wien und zieht ins Parlament ein. Schon im Vorzugsstimmen-Wahlkampf erkennt er aber, dass interne Kritik einer Karriere in der SPÖ nicht förderlich ist: “Sicherlich wäre es klüger, weniger Kritik zu üben und weniger Opposition in der eigenen Partei zu betreiben.”
Tatsächlich legt er sich zu Beginn seiner Parlamentskarriere 1983 mit der Parteiführung an und stimmt bei mehreren Abstimmungen klar gegen die Parteilinie. Beim Abbau der Politikerprivilegien enthält er sich, 1984 will er den Klubzwang abschaffen um für die endgültige Stilllegung des AKW Zwentendorf zu stimmen. “Ich stelle hier das Gewissen über die Taktik“. Bei der knappen Abstimmung bleibt er als einziger SPÖ Mandatar bei seinem Nein. Dennoch mehrt sich die Kritik jener, die ihn ein Jahr zuvor noch in den Nationalrat gebracht haben.
1986, er sitzt bereits drei Jahre im Parlament, sagt er, es sei seine Aufgabe “so unbequem und kritisch wie möglich zu sein,” und schon damals ist viel verblichen vom einistgen Schrecken der Parteiführung, Josef Cap. Im selben Jahr schreiben Sigi Maron und Fritz Nussböck eine beißende Vernichtung über seine Anpassungsfähigkeit: “Pepi“.
Cap gibt die Führung der Sozialistischen Jugend an Alfred Gusenbauer ab und bereitet sich auf seinen nächsten Karrieresprung vor: Zentralsekretär.
1988 macht ihn Vranitzky zum Partei-General, damals noch “Zentralsekretär” genannt. (Ein leider ausgestorbener Titel.) Der Revolutionär a. D., wird Parteifunktionär. Er wolle “nicht mehr zu große Erwartungen wecken“. Den 68ern richtet er aus, mit ihrem Schlagwort “tutto e subito” nicht mehr übereinzustimmen. Politik brauche Zeit, zitiert ihn die APA.
Sieben Jahre lang werkt er als Zentralsekretär mit Mascherl (Krawatten würde sein großer Kehlkopf nicht zulassen) und verteidigt dröge Projekte der totgelaufenen Großen Koalition. Seinen eigenen Job nennt er fortan “Bundesgeschäftsführer”, weitere Fußabdrücke hinterlässt er nicht.
Doch es schmerzt ihn, 1995 zugeben zu müssen, künftig nicht mehr diesen Posten innezuhaben. “Ich habe davon Mittwochabend aus den Medien erfahren.” Vranitzky hat ihn gegen Brigitte Ederer ausgetauscht und Cap wird in die Zukunftswerkstätte abgeschoben. Dort dümpelt er jahrelang in der politischen Bedeutungslosigkeit dahin, ehe ihn sein Jugendfreund Alfred Gusenbauer 2001 zum Klubchef ernennt. Die Zukunftswerkstatt wird still und heimlich 2008 entsorgt und in das Renner Institut integriert.
Seither gehört ideologische Biegsamkeit zu Caps Standardrepertoire. Die Kleine Zeitung zitiert im Jänner einen Parteikollegen, der Caps Konzept von Politik mit jenem von Heinz Fischer vergleicht: “Immer dabei, aber nie nah am Geschehen und nur ja keine Meinung vertreten.”
Politik ist Wiederholung und Cap die einzige Konstante. 2008 ertappt ihn BZÖ Klubobmann Josef Bucher dabei, große Teile seiner Rede im Parlament schon einmal, nämlich zwei Jahre zuvor gehalten zu haben. Auch bei der Verteidigung des Bundeskanzlers und dessen Nicht-Erscheinen vor dem U-Ausschuss entpuppt sich Cap als Wiederholungstäter: “Ein Untersuchungsausschuss darf nicht zu einem “Wahlkampf-Ausschuss” umfunktioniert werden,” hat er bereits 1989 gesagt, beim Noricum U-Ausschuss. Dieselbe Verteidigung hat er 2012 für Werner Faymann wortgleich recycelt.
30 Jahre Nationalrat, mehr als zehn davon als Klubobmann, und wenn es nach ihm ginge, bliebe das auch so. 1990 sagt er, er sei nicht derjenige, der das Handtuch werfe, wenn er etwas nicht durchsetzen könne. “Das heißt, man muss mich abwählen“.
Hervorragend zusammengefasst mit Youttube-Link zu einem Austropop Klassiker!
Danke!